Niemand will mehr Meister werden

Veröffentlichungsdatum: 27.07.2016

Kaum jemand möchte sich noch die Hände schmutzig machen, weshalb viele Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt bleiben
Das Handwerk hat große Schwierigkeiten Auszubildende zu finden. Viele traditionsreiche Berufe stehen deshalb sogar vor dem Aussterben. Bildquelle: Stokkete - 93760549 / Shutterstock.com

Wie das Handwerk um Lehrlinge kämpft und dabei einiges zu bieten hat

Die Zahl der Auszubildenden geht zurück, stattdessen sind die Hörsäle voll. Vor allem das Handwerk hat Probleme seine Lehrstellen zu besetzen. Dabei hat es mehr zu bieten als so mancher denkt. Nur vermitteln müsste man es der Jugend.

Unternehmen, die Auszubildende suchen, haben es derzeit nicht besonders leicht. Viele junge Menschen zieht es an die Hochschulen, statt in die Betriebe. Besonders schwer trifft es das Handwerk. Seit Jahren geht die Zahl der Jugendlichen zurück, die einen Handwerksberuf erlernen wollen. Statt sich die Hände schmutzig zu machen, wählen diejenigen, die sich für eine Lehre entscheiden, lieber das klimatisierte Büro.

Der Nachwuchsmangel im Handwerk führt dazu, dass einige Berufsbilder mittlerweile vom Aussterben bedroht sind. Kaum jemand möchte mehr Buchbinder, Köhler oder Steinmetz werden. Stattdessen ist in, was mit dem Internet zu tun hat. “Durch die zunehmende Digitalisierung des Arbeitsmarktes haben sich auch die Bewerbungsformen geändert. Früher wurde die Bewerbung ausgedruckt und per Post versendet, heutzutage reicht oft eine E-Mail aus.”, so ein Experte von Kopierpapier.at.

Praktikum vor Handwerkslehre

Dabei ist gerade in Handwerksberufen die Persönlichkeit wichtig. Ob jemand wirklich dafür geeignet ist, ein aufwendiges Handwerk wie beispielsweise das des Goldschmieds oder des Metallgießers zu erlernen, lässt sich in der Regel erst nach einem Probearbeiten sagen. Ein Praktikum vor der Lehre ist deshalb für beide Seiten empfehlenswert. Der zukünftige Auszubildende kann sich ein Bild von seinem Wunschberuf machen und nach dem Einblick in die Praxis entscheiden, ob es wirklich das ist, was er die nächsten Jahre tun möchte. Und der ausbildende Betrieb hat Gelegenheit zu prüfen, ob der potentielle Lehrling die Arbeit ernst nimmt und für den Beruf geeignet ist.

Doch auch vor einem ersten Praktikum muss zunächst einmal das Interesse der jungen Generation geweckt werden. Weil die sich aber eben lieber mit dem Smartphone beschäftigt als eine Werkstatt zu besuchen, versuchen immer mehr Verbände des Handwerks die potentiellen Auszubildenden genau dort abzuholen. So wie es das Bäckerhandwerk bereits vor Jahren mit einem vielbeachteten YouTube-Video vorgemacht hat. Dem Verband ist ein Imagefilm gelungen, der mit Tradition und Moderne spielt und die junge Zielgruppe perfekt anspricht. Anderen hingegen ist das nicht gelungen. Sie haben ihrem Berufsstand mit schlecht gemachten Kampagnen eher geschadet als geholfen.

Gute Perspektiven im Handwerk

Neben der körperlich zuweilen anstrengenden Arbeit und mitunter ungünstigen Arbeitszeiten, ist ein Argument gegen das Handwerk häufig die schlechte Bezahlung. In der Tat sind die Vergütungen im Durchschnitt nicht besonders üppig. Dafür sorgt der Fachkräftemangel für eine hervorragende Perspektive. Wer eine erfolgreiche Ausbildung absolviert hat, wird in der Regel mit Kusshand übernommen. Wenn nicht vom Ausbildungsbetrieb selbst, dann von einem anderen Unternehmen. Viele Betriebe unterstützen ihre ehemaligen Lehrlinge auch bei der zukünftigen Weiterbildung, zum Beispiel beim Meistertitel.

Während sich Schulabgänger nur schwer für das Handwerk begeistern lassen, sind es ausgerechnet jene, die mitten im Leben stehen, die Berufe wie Blaudrucker, Instrumentenbauer oder Schreiner für sich entdecken. Dabei handelt es sich um einen Gegentrend zur Digitalisierung, die gleichzeitig die Sehnsucht nach Ursprünglichem fördert. Plötzlich ist es wieder Trend seinen gut bezahlten Managerposten an den Nagel zu hängen und mit Leidenschaft etwas mit den Händen zu schaffen. Resultate, die man sieht und anfassen kann. Produkte die beständig sind und Qualität bieten.

Denn eins ist klar: Kunden, die das Handwerk zu schätzen wissen, sind gern bereit hohe Preise zu zahlen. Und so verdient so mancher selbstständiger Schneider oder Handschuhmacher gar nicht so schlecht, wenn er sich als Macher des Edlen verkauft. Ein Handwerker, der sein Fach versteht, hat vor allem in gut betuchten Kreise stets treue Bewunderer.

Wenn es der handwerkenden Zunft gelingt, die Eigenschaften und Vorteile, die die über 30-jährigen derzeit für sich wiederentdecken, auch der Jugend zu vermitteln, dann wäre der Lehrlingsmangel schnell Geschichte.

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